Berlin, 20.08.2014
Aufenthalte im Freien beugen vor
Die Anzahl der kurzsichtigen Kinder ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Eine aktuelle Studie aus Taiwan zeigt, dass Stubenhocker, die viel Zeit an elektronischen Geräten verbringen, deutlich häufiger fehlsichtig werden als Kinder, die viel im Freien spielen. Deshalb sollte sich der Nachwuchs lange an der frischen Luft aufhalten, seine Zeit nur begrenzt mit Computer & Co. teilen und die Augen regelmäßig überprüfen lassen.
Forscher warnen vor stark steigender Kurzsichtigkeit, und das weltweit. So verdoppelte sich z. B. in Taiwan der Anteil kurzsichtiger Kinder im Alter von acht Jahren zwischen 1990 und 2000. Heute benötigen in asiatischen Großstädten bereits 80 bis 90 Prozent der Schulabgänger eine Sehhilfe. Auch in Amerika und Europa wurde diese Entwicklung, wenn auch weniger gravierend, nachgewiesen.
Grund ist die moderne Lebensweise. Statt im Freien verbringen die Kinder heute viel mehr Zeit vor Fernseher, Computer und am Smartphone. Die Nähe zum Gerät und das fehlende natürliche Licht sind wesentliche Faktoren für die Ausprägung der Kurzsichtigkeit.
Das Risiko ließe sich um 50 Prozent verringern, wenn die Kinder ihre Schulpausen auf dem Hof statt im Klassenraum verbringen würden, so eine taiwanesische Studie von 2013. Nachwuchs, der pro Woche mehr als 14 Stunden im Freien ist, wird laut amerikanischen Forschern sogar zwei bis drei Mal seltener kurzsichtig als gleichaltrige Stubenhocker.
Eltern können also entsprechend vorsorgen. Zeitliche Grenzen für die Nutzung elektronischer Geräte sind hilfreich. Das bringt Zeit für Ball, Rad, Skateboard und Inliner. Der Fußweg zur Schule, Hofpausen, Aufenthalte auf dem Spielplatz sowie der Wochenendausflug ins Grüne sind leicht umsetzbare Präventionsmaßnahmen gegen die Kurzsichtigkeit.
Die entsteht meist in der Kindheit, wenn der Augapfel zu lang wächst. Entferntes, wie die Schrift an der Tafel, kann dann nicht mehr auf der Netzhaut abgebildet werden und erscheint unscharf. Unerkannte Sehfehler betreffen laut Schätzung des Berufsverbandes der Augenärzte ca. 20 Prozent der Kinder in Deutschland.
Doch auch bei aller Vorsorge gibt es keine Sicherheit ohne Kontrolle. Da gutes Sehen Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung und stressfreies Lernen ist, sollten Kinderaugen spätestens im Alter von dreieinhalb Jahren, dann vor dem Schulantritt und in Folge alle zwei Jahre von einem Augenarzt, am besten zusammen mit einer Orthoptistin, untersucht werden.
Mögliche Anzeichen einer Kurzsichtigkeit
Anstrengungsbeschwerden beim Blick in die Ferne (visueller Stress):
– häufiges Blinzeln
– häufiges Zukneifen der Augen
Das Kind
– hat Sehprobleme im Schulunterricht
– hat schlechte Schulleistungen.
– kann die Schrift an der Tafel nicht lesen.
– erkennt auf der Straße bekannte Personen nicht.
– ist auf dem Schulweg gefährdet, weil es die Gefahren im Straßenverkehr nicht rechtzeitig erkennen kann.